Donnerstag, 4. August 2011

out of Africa, back in Germany

Das Taizegebet und alles, was in den folgenden Tagen geschah, scheint wie ein Traum. Ich bin seit Sonntag früh wieder zu Hause in Deutschland. Trotzdem möchte ich aber noch von den letzten Erlebnissen swambiawaerts berichten.
In der vorletzten Woche war ich noch komplett arbeiten und durfte mit Rotstift gezückt auf die Examenhefte der VorschülerInnen losgehen.
Es war relativ stressig und nervenaufreibend, aber auch sehr unterhaltsam.

Frage: Nenne 3 Objekte, welche man im Klassenzimmer findet!
Antwort: Auto, Würstchen, Hühner

Frage: Nenne 3 Wassertransportmittel!
Antwort: Dach, Blatt

Frage: Gib 2 Objekte an, welche zur Kommunikation dienen!
Antwort: Pistole, Messer

Das anschließende Wochenende war geprägt von Abschiednehmen.
Am Samstag morgen fuhr ich mit allerhand Abschiedsgeschenken in Form von selbstegmachten Armbändern und Fotoalben bewaffnet zum Convent der Dominikanerinnen.
Ich hatte meinen Mädels schon seit langer, langer Zeit versprochen, mit ihnen im Swimming Pool der dominican Secondary School gegenüber der Kathedrale in der Stadt schwimmen zu gehen. Und ich hielt mein Versprechen.
Mit reichlich Verspätung kamen alle Mädels fein rausgeputzt mit einem Bus angefahren. Die erste, die aus dem Bus heraussprang, war die 6jährige K.!
Ich habe mich unglaublich gefreut, sie zu sehen, da dies keine Selbstverständlichkeit war.
K. saß am Tag zuvor morgens nicht in meiner Vorschulklasse. Sie war nie krank, was war los?
"She is gone" kam die Antort. Wie "gone"? Ihre Großeltern, welche sie früher immer im St. Anthonys children´s village besucht hatten, wollten sie jetzt plötzlich zu sich nehmen. Innerhalb von ein paar Stunden wurde Kleidung gepackt und verabschiedet. Zack war sie weg.
Zum Glück hielt sie sich noch 2 Tage übergangsweise im St. Anthonys auf und man konnte sie für den Schwimmtag abholen.
Der Pool war unglaublich kalt und es wurde nur herum geplanscht, da keiner schwimmen konnte.
Der Hunger kam und die Augen waren größer als der Magen.
Die Mädels haben es sichtlich genossen mal ein bisschen was anderes zu essen und haben kräftig aufgeladen. Zum Nachtisch gab es einen fetten Abschiedskuchen, den ich in der Stadt habe backen lassen. Zum Selbstbacken fehlte leider Zeit und große Backformen.
Über die persönlichen Geschenke haben sie sich sehr gefreut, wobei alles relativ emotionslos von statten ging.
Die Emotionen kamen danneine halbe Woche später, als ich das letzte mal im Heim war.
Ewig lange wurden Abschiedslieder gesungen und Geschichten von unserer gemeinsamen Zeit erzählt. Meine Arbeitskollegin P. hat schon Stunden vorher zu trauern begonnen. Der Abschied wurde nämlich als Beerdigung bezeichnet.
Nachdem bei der ersten Kleinen die Tränen kullerten, ging es auch bei mir los und der Dominoeffekt schlug zu. Von weinendem Mädchen zu weinendem Mädchen ging es langsam, aber unsicher zum Tor. Sogar die behinderte D. weinte ein bisschen. Weil es eben jeder tat.

Am Tag zuvor war ich in Kitwe, um mich von Familien, Chor, Freunden und den Martinskindern zu verabschieden.
Hier habe ich alleine geweint, da die Kleinen nichts verstanden haben.
Der 4jährige Steineschmeißer meinte nur " see you tomorroooooow" und grinste frech.
Nein, morgen komme ich leider nicht.
Der Chor hatte zusammen mit meiner SCC eine Party am Sonntag Nachmittag ausgerichtet. Location war der Garten meiner ersten Gastfamilie. Als ich die unendlich lange Kabinga Avenue auf dem Weg zur Party hinunterging, drang schon von sehr weit sambische Musik an meine Ohren.
Zu der Musik kamen später noch Essen, Wetttrinken, Reden und Tanz dazu.
Von den ca. 60 Leuten haben sich die Wenigsten wirklich von mir verabschiedet.
Ich war ja erstens noch eine Woche da und auch beim Chor anzutreffen und zweitens liegt den Sambianern das "bye bye" sagen nicht sonderlich.
Viele schleichen sich auf Feiern heimlich mit einem lässigen "See you later" davon.

Am Tag vor unserem Abflug gab es noch eine Abschiedsparty für mich und Tobi, kombiniert mit der Willkommensparty für die neuen Freiwilligen Jannah und Benedikt von der Diozöse.
Ein letztes Mal Nshima, Fleisch und stark christliche Reden.
Der Abend musste natürlich noch ein bisschen in der Stadt weiter gehen und der Abschied auch mit den Ösis und einem letzten Mosi gefeiert werden.
Um 12.15 Uhr am folgenden Tag war Bording time am Ndola INTERNATIONAL Airport.
Tobi und ich sind zu sambisch, um das ernst zu nehmen und ließen uns mit dem Abschiednehmen von unserem Gefolge viel Zeit.
Um 12.50 Uhr war dann Bording time für uns und um 13 Uhr ging es dann schon ab Richtung Joburg.
Nach einem stundenlangen Aufenthalt am kalten südafrikanischen Flughafen und einer halb schlaflosen Nacht in dem verspäteten Airbus Richtung Frankfurt kamen wir um 7.45 in der Heimat an.
Für die letzten paar Minuten hatte ich einen jungen Südafrikaner neben mir sitzen.
Er fragte mich interessiert, wo ich denn hinfliegen würde.
Ich grinste nur und antwortete " HOME".......

Dienstag, 19. Juli 2011

Von Verhaftungen, morgendlichem Compoundleben und Taizegebeten

GeAm Mittwoch morgen um 05.15 Uhr schlug mein Handy wie gewohnt Alarm.Ich schaltete mich auf Schlummermodus, blöderweise mein Handy aber nicht. Wie auch? Die billigen, sambischen Handys verfügen über Funktionen wie Weltuhr oder Taschenlampe. Aber wer braucht schon Schlummermodus!
Dann eben keine morgendliche Laufrunde!
Ca. eine Stunde später erhielt ich einen Anruf, dass einer der alten und der neue Ösi auf der Polizeistation festgehalten werden.
Meine Laufkumpanen haben den Weg Richtung Krankenhaus eingeschlagen und liefen somit an den Baracken der Soldaten vorbei.
Auf Grund angeblich unbefugten Benutzens dieses Weges wurden die zwei Weißhäute verschwitzt und verwundert von Soldaten abgeführt.
2h ihres Lebens durften sie nun auf der Polizeistation verbringen, bis klar war, dass sie unschuldig waren.
Nun waren es die Soldaten, die Ärger an der Backe hatten und die Jungs kamen frei.
Der „alte“ Ösi fand alles recht amüsant, er kennt Sambia.
Der Neuankömmling hatte einige Bedenken und zu dem Anstrengungs- kam bestimmt auch Besorgnisschweiß hinzu.

Über Hitzeschweiß kann man sich zur Zeit nicht wirklich beklagen, vor allem letzte Woche war es morgens und abends verdammt kalt und windig.
Diese Woche sieht es glücklicherweise besser aus.
Heute morgen versagte mein Fahrrad, die Fahrradrepariererfront von der anderen Straßenseite
hatte noch nicht mit der Arbeit begonnen und ich musste Bus fahren.
Um nach Twapia zu kommen, muss ich erstmal zum Krankenhaus fahren.
Hier angekommen findet man häufig einen leeren Twapiabus vor, welcher erst bei absoluter Vollbesetzung losfährt.
Und das kann dauern. Also heißt es WARTEN, blöde Kommentare von betrunkenen Kerlen anhören und aus dem Fenster schauen.
Frauen sitzen an der Bushaltestelle und verkaufen Obst, Jugendliche in Schuluniformen sind spät für die Schule dran und da hinten läuft ein Weißer.
Nein ein weiß Gemachter.
Ein sichtlich verwirrter, alter Mann hatte sich im weißen Sand gewälzt und war nun über und über mit Staub bedeckt.
Er hatte sich 2 Lumpen als Lendenschurz und Umgang umgehängt und beschimpfte unsichtbare Passanten.
Der Bus fährt los.
Es geht stadtauswärts, vorbei am wachsenden Fußballstadion nach Twapia.
An der Endhaltestelle muss ich aussteigen und über den Markt laufen.
Menschen sind damit beschäftigt Läden zu öffnen, Wasser am Brunnen zu holen oder in der Morgensonne zu baden.
Den Markt verlassend schlage ich einen der schmalen Sandwege zwischen den Hütten ein.
Ein Huhn läuft links an mir vorbei, ein Hund schlummert auf dem rechten Wegesrand vor sich hin.
Frauen hocken vor den kleinen roten Stein/Lehmhütten und kochen Frühstück auf einer kleinen Feuerstelle.
Manche bewässern ihre kleinen „Vorgärten“, „ kehren“ den Staub auf dem Sandweg -was wirklich amüsant ist- oder benutzen ihre Toiletten.
Toiletten und Wascheinrichtungen befinden sich außerhalb der Hütte.
Vier Stöcke werden hierfür im Viereck in die Erde gesteckt und mit Querbalken verbunden.
Verkleidet wird das Gebilde mit großen Plastikfetzen.
Klopapier? Zu teuer. Nehmen wir Zeitungen.
Ich gehe weiter.
Kleine Kinder sitzen hier und da spielend auf dem Boden, Babys werden von Kleinkindern auf dem Rücken herum getragen und Schulkinder rennen zur Communityschool.
An den kleinen „Ntemba-Läden“ können sie als Pausensnack Süßigkeiten, Brot oder Drinks kaufen.
Natürlich nur, wenn Mum ihnen hierfür am Morgen K 500 ( ca. 15 Cent) in die Hand gedrückt hat.
In der Schule angekommen treffe ich auf die nervösen zwei Vorschulklassen.
Heute müssen sie bei der montaglichen Schulversammlung ein kleines Rollenspiel und Lieder präsentieren.
Mit Ausnahme von ein paar Uneinstimmigkeiten beim Anstimmen der Lieder, klappte alles prima.
Als Überraschung brachten sie am Ende noch ein gelungenes „ Fli, Fly, Flo“ ( deutsches Nachsprechgeschrei ) zum Besten, was mich enorm gefreut hat.

Gefreut hat mich einen Tag zuvor das gute Ankommen eines Taizégebetes bei meiner SCC.
Dunkelheit, Teppiche, Kreuz, Kerzen, Bilder, Musik und Gebete holten ein Stück Taizé nach Ndola!
Die Katholiken sind so eine alternative Art von Gebet nicht gewöhnt, man kennt hier nur normale Messen und das Bibelteilen.
Versunken in Meditation genossen die Anwesenden noch Minuten nach Ende des Gebetes die Atmosphäre und versprachen mit Hilfe der Materialien und Musik auch in Zukunft Taizégebete zu veranstalten =)

Dienstag, 12. Juli 2011

Von weiteren Wundern, Enttaeschungen und sambischen Messen

Samstag morgen ging es mit P., meiner „Arbeitskollegin“, ins Industriegebiet zur „Sambias International Trade Fair“- Messe!
Seit letztem Wochenende hatte sich nochmal so einiges getan und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Auf dem großen Gelände gab es von internationalen Ständen, Messehallen, Restaurants, made- in- China- Ständen bis zu Livemusik im Ndola Stadion fast alles.
P. und ich brauchten lange um über das ganze Gelände zu laufen und somit blieb keine Zeit mehr, um im Stadion Auftritten von Gardetruppen oder Musikern an zu schauen.
Dies holte ich am Abend zusammen mit Schwester und Cousinen im Swimming Pool der Stadt nach.
Also nicht im Swimming Pool, sondern neben dran im Clubbereich.
War sehr interessant mal die großen sambischen Sänger live performen zu sehen und zu wissen welches Lied zu wem gehört.
Dank meiner Hautfarbe durfte ich sogar mal kurz auf die Bühne, mich mit einem Sänger unterhalten und ein Männershirt geschenkt bekommen.
Mit wenig Schlaf ging es Sonntag morgens in die Kirche singen und am Nachmittag zum Sporttunier: Kathedralen Jugend gegen Nkwazi Jugend!
Jungs wie Mädels haben in den Sportarten Fußball und Netball nur ein Unentschieden erreicht!

Besser als verloren.

Dass die „Trade Fair“ gerade auf dieses Wochenende fiel, ist kein Zufall, denn es handelt sich um ein verlängertes! Montag und Dienstag waren auf Grund von „ Heroes und Unity Day“ frei!
Diese zwei besonderen Tage habe ich mit einem Chorgrillen, Handy zum zweiten Mal geklaut bekommen, Gastfamilienbesuchen und einem weiteren Trade Fair Besuch verbracht.
Mehr oder weniger erholt ging es am Mittwoch wieder auf die Arbeit und zwar direkt ins Heim! Die Communityschule hat für eine Woche geschlossen, weil Mitte des Terms ist und die meisten Kinder eh nicht kommen würden.
Unsere Heimmutter ist zur Zeit fort, um auf der Farm der Schwestern zu arbeiten.
An ihrer Stelle kümmert sich eine Heimmutter der Jungs um Kinder, Haus und Hof.
Diese ist sehr nett und hat ein sehr gutes Verhältnis zu D.!
Sie hat es geschafft das scheue Mädchen am Vormittag zu baden und Haare sowie Nägel zu schneiden.
Am Nachmittag lief ich über den Hof und sah D. neben der auf einem Stuhl platzierten Heimmutter im Gras SITZEN! Seit wann sitzt D.?
Interessiert blätterte sie sogar in einem ihr entgegen gehaltenen Bilderbuch. Sie grinste.
Ich und ein weiteres Mädchen konnten uns dazu setzten, ohne das sie aufhörte.
Als eine weitere hinzukam, ergriff sie die Flucht!
Später als ich mit den Anderen „ Schweinchen Babe“, meinem kleinen Mitbringsel von der Messe, schaute, kam sie ins Aufenthaltszimmer und setzte sich auf einen Stuhl neben der Tür.
Sie schaute mit fern.
Unglaublich.
Einen Tag später war die Lage leider wieder etwas schlechter, sie hat beim „Reise nach Jerusalem“ spielen wieder Mädels geschlagen und mich in die Brust gekniffen.
Naja man sollte ja Traditionen wahren!
Am nächsten Tag sahen wir nachmittags einen Cartoon, dessen Sound plötzlichen von Schmerzensschreien übertönt wurde.
Eine der Älteren schlug mit einem Stock auf eines der jüngeren Mädchen ein. Sowas war hier noch nie passiert.
Die Ersatzhomemutter und P. waren mal kurz nicht around und schon schienen andere Regeln zu herrschen.
Das jüngere Mädchen war scheinbar frech geworden und musste dafür kassieren.
Alle Anderen schauten mich nur verunsichert an, liefen in den Nachbarraum und kamen halb grinsend wieder zurück.
Was war daran bitte lustig?
Ich ging rüber und fand die zitternde, hoch sensible B. in der Ecke stehend auf.
Ich setzte sie auf meinen Schoß und sah die Schlagspuren auf ihren Beinen.
Ich war so enttäuscht und fand die Antwort auf das „Warum“ nicht.Wie kann man seine „Schwester“ sekundenlang für so eine banale Sache so schlagen?
Vielleicht hat sie selbst solche Sachen in ihrer Kindheit erlebt und nie gelernt, wie falsch es ist.
Weitere Mädels schauten kurz ins Zimmer, grinsten unsicher und gingen.
Wir zwei gingen in ein anderes Zimmer und ich versuchte die Kleine mit einer Geschichte abzulenken.
Als ich von einigen Kleinen einen von einer der Älteren geschriebenen „Judith we love you“- Brief bekommen habe, war das zu viel und wir haben ein wenig zusammen geweint.
Manchmal muss es eben raus. Und es verbindet.
Verbindung.
Eine starke Verbindung habe ich damals in Kitwe auch zu einem der 1jährigen im St. Martins aufgebaut. Oder er zu mir.
Samstag morgen fuhr ich in meine 2. sambische Heimatstadt, um ihn im Krankenhaus zu besuchen. Lungenentzündung.
Es ging ihm zum Glück aber schon wieder recht gut und ich habe anschließend noch Familie, Heimkinder und Freunde besucht.
Nur noch ein weiteres Mal wird es zum Besuch Dieser kommen, da es sehr wahrscheinlich in 18 Tagen mit dem Flieger wieder ab nach Deutschland geht.....

Apropos Flieger! In der Vorschule haben wir heute in "Community und Environment" die verschiedenen Arten des Luftverkehrs durchgenommen.
Als die kleine A. ihr Heft zum Nachschauen nach Vorne brachte, fragte die Lehrerin P., warum sie am Freitag vor den Ferien nicht zur Schule kam.
Sie antwortete zerknirscht, dass ihre Mutter selbst zur Schule ging und sie auf ihre 3jaehrige Schwester aufpassen musste, weil sonst keiner zu Hause war.
A. ist 6 Jahre alt!!!
P. fuhr mit dem Fragen fort und wollte nun wissen, warum die Schuelerin denn Gestern nicht zur Schule kam.
"Naja, da musste die Mutti eben auch zur Schule! aber ich habe ihr dann gesagt, dass sie meine Schwester zur Oma bringen soll, weil ich auch zur Schule gehen moechte."

........

Freitag, 1. Juli 2011

Von Wasserknappheit, Babywirbelstürmen und Wundern

Und da wurde die ganze Sambische Bevölkerung am Montag von Schule und Arbeit befreit, um den ganzen Tag vom Fernseher aus die Beerdigung des 2. Präsidenten zu verfolgen.
Da ich den ganzen Tag zum Viedeoschneiden und Zusammenschustern genutzt habe, bekam ich von dem Spektakel kaum etwas mit.
Zunächst wollte ich das Geschehen aus den Augenwinkeln nebenbei mitverfolgen, aber auf Grund der schlechten Tontechnik des staatlichen Fernsehsenders habe ich irgendwann flüchten müssen.
Das traditionelle Geheule der Familienangehörigen und Freunde ist auf Dauer echt anstrengend.
Dann saß ich also in meinem Zimmer und blickte aus dem Fenster auf die leere Wäscheleine auf dem Balkon.
Waschen ist gerade nicht so drin. Haben seit 1-2 Wochen noch größere Probleme mit der Wasserversorgung.
Heute kam nur für 10 Minuten welches aus der Leitung!
Innerhalb dieser Zeit muss man so viele Kanister, Eimer und die Badewanne voll laufen lassen, wie geht.
Die Toilette könnte man dann auch mal abdrücken.
Morgens hat jeder einen Eimer Wasser für die Körperpflege zur Verfügung, wessen Inhalt man mit einem Heizstab aufheizen kann.
Am Wochenende wird sich die Situation erfahrungsmäßig noch verschärfen, da seit gestern die „ Trade Fair“- Messe im Industriegebiet, gleich neben dem Fußballstadion, statt findet und die Hausbewohner da aus irgendwelchen Gründen Wasser hinschleppen.
Diese Messe gibt es traditionell jedes Jahr um diese Zeit und ist ein großes Highlight, welches halb Sambia in die 2. größte Stadt des Landes lockt.
Allerhand Unternehmen und Firmen präsentieren sich hier in ihren „Ständen“, wobei es sich oft um richtige, fest stehende Häuser handelt.
Auch alle möglichen Länder wie Ägypten, Pakistan, Tansania, Indien bieten an diversen Ständen ihre landestypischen Waren an.
Neben Sachen für den Kleiderschrank, das Eigenheim oder das Auge gibt es auch genügend Möglichkeiten den Magen zu versorgen. Meine erste Gastmutter wird mit ihren Cateringservice- Freundinnen ein Restaurant eröffnen.
Und für die Ohren ist dann das Bühnenprogramm verantwortlich!
Letzten Sonntag bin ich mit Mutter, Schwester und Großcousine ( hat erst kürzlich ihren 7monate alten Sohn an Malaria verloren) schon einmal zu dem Gelände gefahren, um einen Vorgeschmack zu erhalten.
Ganz geschäftig war jung und alt dabei, ihre Stände fertig zu stellen.
Während der Messe wird sich ein Komitee in die Menschenmengen begeben und durch die „Stadt in der Stadt“ wandern, um den schönsten, geschmackvollsten Stand zu bestimmen.
Ich freue mich schon ziemlich, endlich ist mal was in dieser Stadt los und vielleicht kommt sogar ein bisschen Hochheimer Markt Feeling auf. Vielleicht.
Um eine perfekte Atmosphäre hierfür zu schaffen, müsste es jetzt allerdings regnen und auch während dem Tag stark abkühlen.
Am Morgen und Abend ist es mittlerweile echt kühl. In der steinernen, Fensterscheibenlosen Vorschule frieren wir Lehrer morgens immer sehr.
Wollsocken in den Flip Flops, Windbreaker und ein Kaffee in der großen Pause sind unbedingte Maßnahmen zur Körperaufwärmung.
Es soll allerdings noch deutlich kälter und windiger werden.
Als ich gestern mit der Schulleiterin (wegen der Videopräsentation) im Geländewagen Richtung Stadt fuhr, fuhren wir an dem kleinen Twapia Markt vorbei.
Schon aus einiger Entfernung hatte ich über den Häusern Staub und Abfall meterhoch in die Luft aufwirbeln sehen. Was war das denn? Riesenstaubsauger? Nein, ein Babywirbelsturm.
Sowas hatte ich noch nie gesehen.
Das hatte der Kleine bestimmt geahnt, denn er bahnte sich seinen Weg aus dem Markt hinaus, fegte über die Straße und dann über unser Auto hinweg.
War nicht schlimm, nur verdammt staubig.
Die Schwester hat mir dann von Kleinkinderwirbelstürmen erzählt, welche Häuserdächer in den Armenvierteln abdecken, Märkte verwüsten und Hühner hin fort tragen.
Na da freut man sich doch auf den Juli!

Von Seiten der Arbeit gibt es 2 Dinge zu berichten.
Am Montag kam eine Gruppe von Caritas Limburg an, welche Sambia, die Projekte der Partnerdiozöse und Caritas Ndola besuchen werden.
Am Dienstag schauten sie bei meinen Mädels vorbei, welche sich immer sehr auf Besuch freuen und in Form von Gesang gerne zeigen, was sie so drauf haben.
Ein deutsches leichtes Kirchenlied, was ich ihnen vor 2 Monaten beibrachte, saß immer noch. Sie sind genial.
Heute haben wir Kinderschmink- Tag gehabt.
Stundenlang hat man sich gegenseitig Katzen, Blumen und Phantastereien in die Gesichter gemalt.
Als ich gerade eine Blumenranke auf die Stirn eines Mädels malte, schweifte mein Blick kurz über die Künstlergruppe.
Moment. Das ist doch D.!
Ich konnte es nicht fassen. P., Vertrauensperson von der behinderten, menschenscheuen D., hatte das Mädchen im grünen Kleid zu sich gerufen und malte ihr einen Strich auf das Augenlid.
E. hielt sie dabei vorsichtig an den Schultern fest.
Ich war sprachlos. Als P. gerade den Pinsel mit mehr Farbe belud, schrie D. vor Freude auf und sprang E. ausgelassen um den Hals.
Ich war noch sprachloser.
Danach stand sie nur noch grinsend da und lies sich von P. und mir interessiert und geduldig anmalen.
Ich nahm dann einen Spiegel....nicht wirklich in dem Glauben, dass sie hineinsehen würde, aber.....
Sie sah hinein!!
Und lächelte unsicher.
Es war so wunderbar.
Als ich später weit nach Feierabend mit meinem Rad Richtung Tor fuhr, schlug sie in meine ausgestreckte Hand ein.
Sie würde einfach so mehr können, wenn man sie richtig verstehen wollen und unterstützen würde...

Freitag, 24. Juni 2011

ein bisschen.....

.....Zuneigung im St. Anthonys


....Hochsprung in Buyantanshi


.......Farbe für die transient Girls


....... Ähnlichkeiten an den Vic falls
Posted by Picasa

Über weitere Affenattacken, Sportlichkeiten und Trauereien

Die Schreibpause wurde länger als geplant. Hatte 2 Wochen lang Besuch von einer Freundin aus der Heimat und da verbringt man seine Zeit natürlich nicht vorm Laptop, sondern hier und da.
Am Tag ihrer Ankunft war ich Vormittags in der Vorschule wieder auf mich alleine gestellt! P. war krank und die Vorschulleiterin war ausgeflogen.
Nachdem ich die Kinderchen gebeten habe heute besonders lieb zu sein, wurden die ersten Lieder auch brav, ausgelassen geträllert.
Schnell wollte dann aber der erste Kerl aufs Klo, ich verbot es. Klopause ist später.
Nö Ba Judith. Auf einmal müssen alle unglaublich dringend aufs Töpfchen und beginnen ungeduldig und kichernd von einem Bein aufs andere zu treten.
Als wir dann ein Bewegungsspiel starteten, lief die Sache aus dem Ruder und die ersten rannten trotz Verbot aus dem Klassenraum.
Hilflos und sauer bin ich rüber in die andere Klasse und beklagte mich bei der dort unterrichtenden Lehrerin.
Kurzerhand kam sie zu uns rüber, hielt eine Standpauke und zückte den Bleistift.
Dann ging es reihum. Jeder ist fällig. Eine links und eine rechts auf die Handfläche.
Das wollte ich nicht. Zu spät.
Sehr schmerzvoll war die Bestrafung nicht, da einige während der Prozedur zu kichern begannen. Unglaublich.
Ich will nicht wissen, wie sie teilweise in ihrem Elternhaus „erzogen“ werden.
Die erwünschte Wirkung trat demnach nur teilweise ein, die Hauptunruhestifter musste ich zwischenzeitlich an die Luft setzten. Fanden sie auch lustig.
Mit dem Rest der Klasse habe ich eine Stunde Mathe und Kunst durchgezogen. Dies sind die einzigen Fächer, welche ich auf Englisch alleine halbwegs unterrichten kann.
An den folgenden Tagen ging es dann zusammen mit meiner Freundin Hannah auf die Arbeit. Glücklicherweise durfte sie eines der Schulevents, den jährlichen Sporttag, miterleben.
Alle Schüler werden nach Klassenstufe und Geschlecht mehr oder weniger fair auf 4 Gruppen verteilt, welchen jeweils 3 Lehrkräfte zugeteilt werden.
Die Gruppen wurden Haus Africa, Australia, Asia und America ( wer braucht schon Europa ? =() genannt.
Nach dem Singen der Nationalhymne, einem Morgengebet und kurzen Einführungen begannen alle LehrerInnen die erste Disziplin vorzustellen: Hochsprung.
Nachdem die alten Hasen mit gutem Beispiel voraus gingen, beeindruckten die SchülerInnen mit ihrem gewaltigen, afrikanischen Sprungvermögen.
Dem Hoch- folgte der Weitsprung, dann ging es ans Rennen, Sackhüpfen, Eierlaufen, Flaschentragen, Tauziehen, Staffellaufen ect.
Nach einem 7stündigen harten Kampf war klar, dass mein Haus trotz purer weiblicher Lehrkraftpower ( ich weiß, was der ein oder andere jetzt denkt )den letzten Platz belegte. Schade.
Das folgenden Wochenende verbrachten wir in Kitwe, um alles und alle dort zu besuchen.
Auf den Besuch im St. Martins habe ich mich natürlich mit am meisten gefreut. Leider ist die italienische Oberschwester auf Grund ihrer recht schlechten körperlichen Verfassung immer noch im Stiefelformland.
Sie würde alles darum geben, um wieder hier zu sein und nach dem Rechten zu sehen. Vor einiger Zeit ist unser jüngster Zuwachs verstorben. Sie war auf Grund von Unterernährung stark in ihrer Entwicklung zurück und sehr schwach.
Ich hatte zu ihr keinerlei Bezug, da sie erst nach meinem Abzug im Heim aufgenommen wurde.

Nach diesem Kurztrip ging es für einen doppelt so langen Trip nach Livingstone, um meine verbleibenden Urlaubstage zu vernichten und Hannah Sambias größten Stolz zu zeigen.
Auch diesmal wurde ich an den Fällen wieder fast von einem „Äffchen“ attackiert. Wobei man sich eigentlich nicht beschweren sollte, wenn man sich neben das Alphamännchen setzt und dabei zu sieht, wie es entlaust wird.
Und trotzdem hat er über reagiert, ich hätte seinen Entlauser schon nicht als Souvenir mit gehen lassen.
Hierfür hab ich mich ohne Bedenken für die schöne Trommel aus dem Kunstcafé entschieden.
Mit ihr im Gepäck ging es bald wieder zurück nach in Ndola, Hannah durfte hier noch das Kirchenleben und Arbeiten im St. Anthonys kennen lernen, während ich meinen neusten Minijob begann.
Im Auftrag von den Dom. Schwestern darf ich einen Film über all ihre Projekte ( St. Anthonys, Twapia transient homes & weitere Heime und Schulen) drehen, da bisher keiner existiert und eine österreichische Mitschwester den Menschen zu Hause gerne etwas zeigen möchte.

Bis es hier richtig los geht und nachdem Hannah abflog, unterstütze ich P. in der Vorschule beim Schreiben von Tests.
Was ein Stress.

Aufgabe: Zeichne 3 Dinge, welche helfen deinen Körper sauber zu halten.
Ergebnis: Nshima, ein Mädchen & ein Huhn

Der Rotstift hat schon verblüffend oft ein fettes „f“ in die kleinen Ökopapier- Hefte malen müssen.
Kein Wunder, dass ca. ein Drittel der Gruppe nicht in die 1. Klasse versetzt werden wird.
Heute musste P. den Kunsttest alleine schreiben lassen, was sie vor Entnervung und Enttäuschung über die schlechten Ergebnisse fast zum Heulen gebracht hätte.
Ich habe heute nämlich mit einem Fahrer der Schwestern 2 Communityschulen und das Farmcenter besucht, Interviews geführt und Bilder geschossen.
Am Spannendsten waren die Geschichten von Sr M., Leiterin von einer der Schulen.
Während dem Gang übers Schulgelände zeigte sie mir beispielsweise ein Mädchen, welches Nummer 23 in ihrer Familie ist. Der Vater hat 4 Frauen. Nebeneinander, nicht nacheinander.

Die Schwestern nehmen vorzugsweise Mädchen in der Schulgebühr freien Basicschool auf, weil diese oft nicht zur Schule geschickt werden. Wenn man es im Armenviertel schafft Kinder auf staatliche Schulen zu schicken, ist garantiert ein Junge der Glückspilz.
Ist doch klar.
Die letzte Klassenstufe ist die 8., in welcher sich nicht mehr so viele Mädels befinden wie in unteren Klassenstufen.
Viele Mädchen werden aus der Schule genommen, um früh verheiratet zu werden.
Der Brautpreis ist in den Armenvierteln und Dörfern noch eine recht gängige Sache.
In den Schulen wird den Kindern ans Herz gelegt zu den Lehrern zu kommen, sobald sie Probleme zu Hause haben. Zu Problemen gehören Misshandlungen, Vergewaltigungen, ungewollte Schwangerschaften, Kinderarbeit ect.
An den Nachmittagen werden sie in praktischen Sachen wie Nähen, Computerumgang und Tischlern trainiert, was ihnen in der Zukunft sicherlich gut helfen kann.

Am Montag haben sie einen Tag Verschnaufpause.
Den haben alle. Beerdigung einer Prominenz.
Vergangenen Samstag ist der 2. Präsident Sambias im Alter von 68 Jahren plötzlich verstorben, hatte wohl schon länger ein Herzproblem.
Der Tod hat das ganze Land geschockt, so sagt man.
Seit 1 Woche herrscht jetzt Trauerzeit und jegliche Form von Entertainment, öffentliche Versammlungen und fröhliche Musik im Radio sind untersagt.

Sonntag, 5. Juni 2011

abana, amenshi, pamenso, seka!!

In der Vorschule kamen letztens Päckchen an, geschickt von einem
dt. Kindergarten.Jetzt wollen wir aber bei dem Lesen der Kinderbriefe und Anschauen von
Schneebildern und gescheitem Spielzeug nicht sentimental werden!


Zwischenstation bei unserer Wanderung : ein klarer Fluss


ein aussortierter Wasserfarbkasten aus der Nursery school wird in einen Schminkkasten verwandelt


und so sehr vermisse ich die Heimat ;P
Posted by Picasa